Zu der politischen Einigung der EU-Verbraucherschutzminister über eine neue Verordnung zur Kennzeichnung von Lebensmitteln erklärt die zuständige SPD-Berichterstatterin Kerstin Tack:

Die politische Einigung der EU-Verbraucherschutzminister über eine Reform der Lebensmittelkennzeichnung bleibt hinter den Erwartungen zurück. Das Ziel einer verständlichen Darstellung aller wesentlichen Informationen wird mit dieser Einigung nicht erreicht:

Die Kennzeichnung mit Ampelfarben fehlt ganz, die tabellarische Auflistung der Nährwerte wird auf die Rückseite der Verpackungen verbannt und die von Aigner versprochene Kennzeichnung von Imitaten gibt es nur verklausuliert. Zwar enthält die Entscheidung des Ministerrates eine Reihe von Verbesserungen. Aber dass sie erst 2014 kommen sollen, ist viel zu spät.

„Pizza mit zerkleinerten Zutaten mit erheblich reduziertem Fleischanteil“, so sollen Schinkenimitate nach dem Beschluss der Verbraucherminister zukünftig gekennzeichnet werden. Welcher Verbraucher versteht hier, was gemeint ist? Eine verständliche Darstellung sieht anders aus. Auch die zukünftige tabellarische Auflistung über Energiegehalt, Fett, gesättigte Fettsäuren, Kohlehydrate, Zucker, Eiweiß und Salz verlangt von den Verbraucherinnen und Verbrauchern im Supermarkt Zeit und gegebenenfalls eine Lesebrille, um effektiv vergleichen zu können. Denn diese Angaben sind nicht gleich auf der Vorderseite zu erkennen. Wenn bei der Herkunftskennzeichnung von Fleisch nicht der Ort von Aufzucht oder Mast angegeben werden soll, sondern der Sitz des verpackenden Unternehmens, grenzt dies an Verbrauchertäuschung.

Positiv ist, dass allergene Zutaten zukünftig auch bei nicht verpackter Ware gekennzeichnet werden sollen. Dem Verbraucher wird es einfacher fallen, beim Bäcker einen Bogen um Haselnuss-Gebäck zu machen. Auch die Warnhinweise auf koffeinhaltigen Lebensmitteln sind ein Fortschritt.

Für uns sollten die Angaben auf dem Etikett einfach, schnell vergleichbar, überschaubar und leicht verständlich sein, so wie es das von uns geforderte System einer Ampelkennzeichnung leisten würde. Nur klare Kennzeichnungen versetzen Verbraucherinnen und Verbraucher in die Lage bewusst zu entscheiden, was sie essen wollen.

Da der Entwurf der EU-Kommission noch im Europäischen Parlament beraten werden muss, können wir nur auf Korrekturen der Parlamentarierinnen und Parlamentarier hoffen. Gerade bei der Kennzeichnung von Imitaten und Hinweisen auf die Herkunft ist noch Luft nach oben.