Reden

Laudatio von Kerstin Tack auf dem Neujahrsempfang des Stadtbezirksrates Mitte am 24.01.2009 für den diesjährigen Preisträger des Bürgerpreises im Stadtbezirk Hannover-Mitte, die Straßenambulanz des Caritas-Verbandes

- es gilt das gesprochene Wort -

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sehr geehrte Frau Dr. Lange,

es ist mir eine besondere Ehre, die Laudatio für die Straßenambulanz des Caritas-Verbandes halten zu dürfen.

Das Thema Wohnungslosigkeit und der Umgang mit Wohnungslosen ist zurzeit aktueller denn je. Nicht nur wegen der schwierigen Witterungsbedingungen zu Beginn des Jahres, sondern auch wegen der Frage, wo und unter welchen Bedingungen Wohnungslose sich im öffentlichen Raum bewegen können oder dürfen. Ein wenig irritiert hat viele die Debatte um die Frage, ob Wohnungslose ein eingeschränktes Recht auf Nutzung des öffentlichen Raumes haben, was verständlich nicht der Fall sein darf.

Für die Straßenambulanz stellt sich diese Frage ganz sicher nicht. Im Rahmen der Straßenambulanz engagieren sich Ärztinnen und Ärzte sowie weitere Ehrenamtliche, um Wohnungslosen medizinisch fachlich qualifizierte Hilfe anzubieten. Sie ist eine Einrichtung der aufsuchenden, ambulanten, und kostenlosen Pflege und Hilfe von Wohnungslosen und Hilfsbedürftigen.

Das Wesentliche im Umgang mit den Wohnungslosen ist oft für die Augen unsichtbar! Deshalb sollte der Blick geschärft werden. Vordergründig ist es die materielle Not, die die Menschen in die Straßenambulanz treibt.

Doch hinter Geldmangel und Arbeitslosigkeit stehen oft psychische Probleme, schwierige Familienverhältnisse und Haltlosigkeit. Ängste, Süchte, Depressionen, ja, und auch ein „anderes“ Erleben ihrer eigenen Realitäten und des Geschehens um sie herum halten sie häufig davon ab, Arztpraxen aufzusuchen.

Da Wohnungslose in ihrem Leben permanent Erfahrungen von Ausgrenzung machen, leidet auf Dauer auch ihr Selbstwertgefühl. Sie sind in der Regel hochsensibel. Wenn sie der Straßenambulanz nach intensiver Vertrauensarbeit bruchstückhaft ihre lange, oft komplizierte und leidvolle Vorgeschichte mitteilen, können diese erahnen, welche tiefen Wunden und Schicksalsschläge verantwortlich sind für die Wohnungslosigkeit. Wunden, deren Heilung auf den ersten Blick unmöglich erscheint.

Vielfach heißt es für die Straßenambulanz Überleben sichern, den Kontakt halten, allen Widerständen zum Trotz agieren, und auf jene Ressourcen bauen, die diese Menschen auch in sich tragen.

Die Hilfeleistung selbst, die Medikamente, die Behandlung bei weiterführenden Ärzten oder evtl. Klinikaufenthalte, werden ausschließlich aus Spenden finanziert. Bei dieser Gelegenheit möchte ich gleich anführen, wenn Sie - meine Damen und Herren - in den nächsten Tagen mit Freunden, Nachbarn oder Kollegen sprechen, werben Sie um Unterstützung Spenden für diese wichtige Arbeit.

Die Straßenambulanz feiert in diesem Jahr ihr 10jähriges Jubiläum als mobile Ambulanz. Vor 10 Jahren wurde das Ambulanz-Mobil angeschafft. Jährlich werden ca. 2.000 Behandlungen durchgeführt. Dazu fährt die Straßenambulanz wöchentlich 8 Stationen an. Vor einigen Wochen konnte aufgrund eine großzügigen Spende ein neues Mobil angeschafft werden, das moderner und umweltbewusster ist.

Wer sich umfangreicher informieren möchte, kann dies bei einem Besuch der Ausstellung „Straße macht krank - 10 Jahre Caritas-Straßenambulanz für Wohnungslose in Hannover“ vom 01. bis 24.05. in der Grupenstraße im ka:punkt tun.

Mit dem diesjährigen Bürgerpreis an die Straßenambulanz soll aber auch dem Caritas-Verband als Träger gedankt werden, der dieses Projektes durch den unterstützenden Einsatz von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trotz schwieriger finanzieller Zeiten nach Kräften unterstützt.

Meine Damen und Herren, die Stadt Hannover ist eine soziale Stadt, in der bürgerschaftliches Engagement und der Einsatz von Menschen für Menschen wichtiger Bestandteil der Stadtgesellschaft ist. Ohne engagierte Menschen wie Frau Dr. Lange als leitender Ärztin der Straßenambulanz und ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern wäre Hannover wesentlich ärmer und kälter.

Menschen, die ihre berufliche Fachlichkeit unabhängig von Bezahlung und Belastung uneigennützig dem Gemeinwohl zur Verfügung stellen, quasi den Beruf als Berufung sehen und engagiert anpacken, soll heute der besondere Dank ausgesprochen werden.

Menschen, die Helfen, wo Hilfe nötig ist und motivieren, wo Verzagtheit Raum einnimmt!

Deshalb ist die Auswahl des Bürgerpreises hervorragend gewählt. Ich freue mich, Ihnen Frau Dr. Lange stellvertretend für alle ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Straßenambulanz heute diesen Geldpreis übergeben zu dürfen und wiederhole gleichzeitig an Sie meine Damen und Herren im Saal: Die Straßenambulanz braucht noch mehr Geld als diesen Betrag. Werben Sie für dieses hervorragende Projekt.

Für alle hier im Saal möchte ich Dank und Anerkennung aussprechen an den Caritas-Verband und an die Straßenambulanz. Ich wünsche Ihnen für die weitere Arbeit viel Energie, Kraft und Erfolg.

Herzlichen Dank